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Wie die kommunale Wärmewende einfach und erfolgreich gestaltet werden kann: Ein Zusammenspiel von grünen Elektronen und grünen Molekülen

Wie die kommunale Wärmewende einfach und erfolgreich gestaltet werden kann: Ein Zusammenspiel von grünen Elektronen und grünen Molekülen

January 15, 2024
Wohl kein anderes Regulierungsvorhaben hat 2023 die Öffentlichkeit so stark bewegt wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Monatelang wurde darüber diskutiert, welche Instrumente und Technologien die richtigen dafür sind, die Klimaschutzziele für den Gebäudesektor zu erreichen.

Quelle: Handelsblatt

Autor: Jörg Selbach-Röntgen, CEO, MET Germany

Dabei ging es auch um die Frage, welche technologischen Optionen genutzt werden sollen, um die angestrebten mindestens 65% CO2-Einsparung zu erreichen, die alle neuen Heizungen ab 2028 verbindlich erreichen sollen. Nach dem Gebäudeenergiegesetz wurde auch das Kommunale Wärmeplanungsgesetz durch den Deutschen Bundestag verabschiedet, das ab Anfang 2024 gilt.

Viele Kommunen und private Haushalte stehen nun vor der Herausforderung, diese Vorgaben zeitnah umsetzen zu müssen. Konkret geht es nun darum, die kommunale Wärmeplanung zügig einzuleiten und die Vorgabe zu erfüllen, dass der CO2-Ausstoß der Wärmenetze bzw. der darin genutzten Energieträger bis 2030 um mindestens 50% reduziert werden soll. Ein ambitioniertes Ziel, dessen Erreichen durch die Tatsache, dass nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Energie- und Transformationsfonds voraussichtlich weniger Fördermittel als bislang geplant zur Verfügung stehen werden, nicht einfacher wird. Umso mehr ist also das Lösen von alten Denk- und Entscheidungsmustern gefragt, wenn es darum geht, effektiv und kosteneffizient konkrete Lösungen für die Wärmewende in den Kommunen umzusetzen.

Heute werden die meisten Fernwärmenetze aus Erdgas gespeist. Parallel dazu wird die Hälfte der Haushalte in Deutschland mit Erdgas aus den regionalen und lokalen Gasnetzen versorgt. Darüber hinaus beziehen rund 1,8 Millionen Industrie- und Gewerbebetriebe Erdgas über die öffentlichen Netze, welches sie insbesondere für ihre Produktions- und Verarbeitungsprozesse nutzen. In vielen Fällen ist es sehr kompliziert und kostspielig, diese Prozesse voll zu elektrifizieren. Für die 19 Millionen mit Erdgas beheizten Haushalte gilt Ähnliches: Ein Umstieg auf ein anderes Heizsystem wäre für viele mit unzumutbaren Kosten verbunden, zumal künftig voraussichtlich dafür weniger Fördermittel verfügbar sein werden. Gleichzeitig wäre ein simples „weiter so“ klimapolitisch unverantwortbar und würde auch eine Verletzung der nun in Kraft getretenen Regelungen bedeuten. Welche Auswege gibt es nun also aus diesem Dilemma?

Renommierte Experten und der technisch-wissenschaftliche Verein DVGW weisen darauf hin, dass die Gas-Verteilnetze mit wenig Aufwand für die Nutzung von grünem Wasserstoff ertüchtigt werden können. Dabei kann der Anteil des Wasserstoffs auf 20% erhöht werden, ehe einzelne Leitungsabschnitte vollständig auf Wasserstoffbetrieb oder die Nutzung von anderen grünen Gasen umgestellt werden. Bis dahin erreichen die meisten Bestandsheizungen ihr Nutzungsende und können durch zu 100 % grüngasfähige Anlagen ersetzt werden. Die vorhandenen Erdgasheizungen, aber auch viele Anlagen in der Industrie können heute bereits mit Anteilen von bis zu 10% Wasserstoff umgehen. Bestandsheizungen können demnächst mit Aufrüst-Kits ausgestattet werden, die weniger als 300 Euro kosten und in einer Stunde eingebaut werden können. Damit wird die Wasserstoff-Verträglichkeit auf bis zu 30% erhöht.

Eine kontinuierliche Steigerung der Beimischung von grünem Wasserstoff hat also mehrere Vorteile: Die Gasnetze bleiben ein wertvolles Asset für die Stadt- und Gemeindewerke, weil sie weiter genutzt werden können. Zudem können die Bestandsheizungen der Haushalte, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen weitergenutzt werden und über den steigenden Anteil der grünen Wasserstoffnutzung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dies stärkt die Akzeptanz der Energiewende bei den Bürgerinnen und Bürgern und ermöglicht eine sozialverträgliche Wärmewende.

Dieselbe Zielsetzung verfolgt ein aktuell viel diskutiertes Konzept: Koalitionspolitiker schlagen die Einführung einer sog. Grüngasquote vor. Konkret soll der Anteil grüner Gase wie Wasserstoff in den Netzen jährlich verbindlich ansteigen, beginnend mit knapp 0,7 % 2025, über 7,5 % 2030 und danach, wenn immer größere Mengen grüner Gase zur Verfügung stehen, mit einem jährlich deutlich steigenden Anteil. Schließlich soll im Jahr 2045 ein Anteil von 100 %grünen Gasen erreicht werden.

Eine Grüngasquote ist also eine geeignete Lösung für den Millionen Anlagen umfassenden Heizungsbestand. Für den Neubaubereich bieten Technologien wie z. B. mit grünem Strom betriebene Wärmepumpen und die Nutzung von Abwärme eine mögliche klimafreundliche Lösung. Diese Technologien lassen sich zudem sehr gut gerade in Lastspitzenzeiten mit der Nutzung von grünem Wasserstoff über Brennstoffzellen kombinieren.

MET Germany steht allen an pragmatischen und effektiven Lösungen zur erfolgreichen Realisierung der Wärmewende interessierten Akteuren in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft jederzeit sehr gerne als Dialogpartner zur Verfügung. Wir freuen uns auf einen produktiven Austausch.