Quelle: Energie & Management
Ihren Weg in die Wasserstoffwirtschaft skizzierten Führungskräfte verschiedener Unternehmen beim Hydrogen-Solution-Forum auf der E-world. Für Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas, ist klar, dass Wasserstoff kein kurzfristiger Trend ist, sondern − gemeinsam mit grünen Elektronen − der eine Weg in die Dekarbonisierung. Da die technische Machbarkeit einer solchen Strategie mittlerweile geklärt wurde, habe die Politik die Weichen entsprechend gestellt. „Die Entscheidung zum Aufbau des Kernnetzes ist auch außerhalb von Deutschland als positives Signal aufgenommen worden“, erklärte Kehler.
Das Ausbauziel der Bundesregierung, hierzulande 10.000 MW an Elektrolysekapazitäten zu schaffen, komme allerdings nur in Sachen Planung gut voran. Im Jahr 2023 lagen die geplanten Kapazitäten bei 8.710 MW. Bei den in Betrieb genommenen Anlagen gab es im Vergleich zum Vorjahr keinerlei Fortschritte. Kehler erklärte das mit zu langen Genehmigungsphasen. Um den europäischen Handel mit grünem Wasserstoff voranzubringen, seien darüber hinaus „einfach handelbare“ Herkunftsnachweise erforderlich.
Hanno Balzer, Chef der HH2E AG, die Wärme und Wasserstoff mit überschüssigem Erneuerbaren-Strom produziert, plant am Kernnetz zehn Elektrolyse-Standorte. In Lubmin zum Beispiel soll bis 2026 eine Produktionskapazität von 100 MW entstehen, Erweiterungspläne sehen 1.000 MW bis 2030 vor, dazu den Aufbau von Batteriespeichern. Deutschland gilt für Balzer als interessanter H2-Markt: Die Industrie habe genug Bedarf und auch schon große Mengen ausgeschrieben, grünes Flugbenzin sei gefragt und im Bereich KWK könne man mit Wasserstoff im Bereich Wärmeversorgung ebenfalls aktiv werden.
Jörg Selbach-Röntgen, CEO beim Energiehändler MET, wies darauf hin, dass bei weitem noch nicht alle Probleme gelöst sind, etwa bei Verfügbarkeit und Preis. Hier müssten Anreize geschaffen werden, sonst werde es beim Hochlauf zu Verzögerungen kommen. „Im Markt herrscht Unsicherheit und es ist viel Aufklärungsarbeit erforderlich“, warnte er. Bei den geplanten Importen begrüßte er den Trend hin zum Bezug von europäischen Partnern.
Philipp Kroepels, Chef beim Flüssigkraftstoffhändler Mabanaft in Hamburg, plant die Umstellung seiner Infrastruktur für den Import von H2 in Form von Ammoniak oder Methanol. Für ihn ist klar, dass ein erheblicher Teil nicht aus der EU kommen kann, sondern mit Schiffen angeliefert wird. Im Hamburger Tanklager soll bis 2027 ein Wasserstofftank und ein Ammoniak-Cracker entstehen für Lieferungen aus Saudi-Arabien. Die Kosten bezifferte Kroepels auf mehrere hundert Millionen Euro.