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Benjamin Lakatos: MET Group sucht in Deutschland nach Beteiligungen

Benjamin Lakatos: MET Group sucht in Deutschland nach Beteiligungen

February 21, 2024
Die Schweizer MET Group will in Deutschland deutlich wachsen - auch anorganisch. "Das mittelfristige Ziel ist, dass wir in Deutschland einer der bedeutenden Marktteilnehmer im Strom- und Gasbereich werden - mir schwebt die Rolle als Kleinster unter den ganz Großen vor", sagte der Vorstandsvorsitzende der MET-Gruppe, Benjamin Lakatos, im energate-Interview.

Quelle: Energate Messenger

Portfolios seien grundsätzlich interessant, aber noch mehr Interesse habe sein Unternehmen an Gas-Midstream-Assets und Asset im Bereich der Stromerzeugung oder der Bereitstellung von Flexibilität. "Wenn der deutsche Staat seine neu erworbenen Beteiligungen verkaufen will und es einen Bieterwettbewerb geben sollte, sind wir bereit", sagte Lakatos zu energate.

Die Schweizer MET ist erst seit gut drei Jahren in Deutschland aktiv - mit Gründung der Tochter MET Germany. Dem Gasunternehmen VNG kaufte sie das ehemalige Gas-Union-Speicherportfolio ab. Mittlerweile werden in Deutschland 35 Mitarbeiter beschäftigt. Der Gas- und Stromabsatz liegt im zweistelligen TWh-Bereich. Lakatos ist mit dem Start in schwierigen Zeiten - erst Pandemie dann Gaskrise - zufrieden. "Wir haben das Unternehmen von einem Start-up zu einem für MET Group profitablen Geschäft entwickelt", blickt er zurück. Insbesondere im Industriekunden-Segment sieht er eine Basis gelegt. Dazu arbeite MET mit einigen Stadtwerken zusammen. In den kommenden Jahren sollen sich die Geschäftsaktivitäten "mindestens verdreifachen".

Finanzierung kein Problem

Als Folge des russischen Gaslieferstopps hatte der Bund die ehemalige Gazprom Germania für 6,3 Mrd. Euro übernommen, inklusive Speicherbetreiber Astora und Vertriebsgesellschaft Wingas. Für die Rettung und Verstaatlichung von Uniper flossen bis Ende 2022 rund 14 Mrd. Euro. Auf die Frage, wie MET die Milliarden-Akquise stemme wolle, antwortete Lakatos: "Die Mittel haben wir, das stellt kein Problem für uns dar." Ein Umsatz von 41 Mrd. Euro und ein Gashandel in Höhe von 109 Mrd. m3 im Jahr 2022 lasse sich nicht ohne Kapital erreichen. "Wir haben es erwirtschaftet." Lakatos gründete die MET Group im Jahr 2007, der Name leitet sich von der MOL Energy Trading ab, da Lakatos bis dahin Leiter der Handelsabteilung des ungarischen Mineralkonzerns MOL war. Ihm gehören 70 Prozent, dem Management 20 Prozent des Unternehmens. Mit lediglich zehn Prozent ist Keppel beteiligt, eine finanzstarke Asset-Management-Gesellschaft aus Singapur.

Zu der Frage, warum er ausgerechnet in Gas-Assets investieren will, obwohl diese nach den deutschen Klimazielen in den nächsten zehn bis 15 Jahren aus dem Markt gehen müssen, antwortete er: "Wir glauben, dass es eher 20 bis 25 Jahre sein werden, also schon eine ganze Reihe von Jahren." Zudem erwarte das Unternehmen, dass es mit den Handelsaktivitäten einen größeren Wert als die derzeitigen Besitzer erzielen könne.

LNG-Verträge noch nicht in Sicht

Das in 2023 ausgerufene Ziel, deutschen Stadtwerken LNG mit Langfristverträgen verkaufen zu wollen, hat sich bisher nicht erfüllt. "Zuletzt sind die Preise wieder deutlich gesunken, da denken die Marktteilnehmer nicht mehr so intensiv an das Thema Versorgungssicherheit. Ich halte das für falsch, zumal der LNG-Handel anders als der Pipeline-Handel global funktioniert", so Lakatos. Mit einigen größeren Unternehmen sei MET aber "im Gespräch".

Die Kapazitätsbuchung am LNG-Terminal Lubmin hat sich offenbar bisher nicht ausgezahlt. Trotzdem verteidigte Lakatos die damalige Entscheidung: "Wir sind stolz, dass wir mit unserer Buchung dieses privat finanzierte Terminal mit ermöglicht und damit in einer kritischen Zeit zur Versorgungssicherheit in Europa beigetragen haben." Ob MET auch im erweiterten und umstrittenen Terminal auf Rügen buchen wird, beantwortete der MET-Chef nicht. "MET wird auch in Zukunft einen Beitrag leisten um LNG nach Deutschland und Europa zu bringen." Mehr lasse sich dazu aktuell nicht sagen.