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Benjamin Lakatos: "Europa und die Schweiz kommen vom Reden ins Handeln"

Benjamin Lakatos: "Europa und die Schweiz kommen vom Reden ins Handeln"

January 2, 2025
Benjamin Lakatos sah 2024 Anzeichen, dass in Europa alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, die Energiewende "mit einem pragmatischen Ansatz in die richtige Richtung voranzutreiben". Dabei gehe es u.a. darum, die Energiepreise wieder auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken, so der CEO der MET Group. Dazu müsse nicht nur die Politik ihren Beitrag leisten, sondern auch die Energiebranche.

Quelle: Energate Messenger Schweiz

Ein Gastkommentar von Benjamin Lakatos, Chairman und CEO der MET Group

Nach der gewaltigen Energiekrise 2022 und den starken Turbulenzen auf den Energiemärkten im Jahr danach war 2024 eher ein Jahr des Abwartens und des Übergangs. Das hat vor allem damit zu tun, dass es im zu Ende gehenden Jahr zahlreiche Wahlen in wichtigen Ländern rund um die Welt gab - nicht zuletzt in den USA, die einen Einfluss auf die Energiemärkte haben - und deren Ausgang lange Zeit unklar war. Abgesehen von einigen Preisspitzen war 2024 deshalb insgesamt ein eher unspektakuläres, durchschnittliches Jahr.

Einem "Weiter so" die gelbe Karte zeigen

Was sich aber nicht geändert hat, sind die grossen Trends. Im Mittelpunkt steht dabei nach wie vor die Frage, wie die Energiewende ohne Kompromisse bei der Versorgungssicherheit mittel- bis langfristig zu einem Erfolg gebracht werden kann, ohne Wirtschaft und Gesellschaft finanziell zu überfordern. Neu an der Debatte ist allerdings, dass Politik und Wirtschaft im abgelaufenen Jahr in vielen Ländern Europas eindrücklich vor Augen geführt bekommen haben, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher. Und - das muss man insbesondere der Politik zugutehalten -, dass endlich die Einsicht vorhanden ist, einem "Weiter so" die gelbe Karte zu zeigen.

Die Herausforderung, vor der Europa und damit auch die Schweiz steht, ist nämlich viel umfassender als ursprünglich gedacht. Es kann nicht mehr darum gehen, mittels Pflästerchen-Politik die auch nach dem Höhepunkt der Krise noch immer zu hohen Preise für Strom und Erdgas für die Bevölkerung erträglicher zu machen, sondern im Kern darum, die europäische Industrie vor dem Untergang zu retten und global wieder wettbewerbsfähig zu machen. Denn eines ist klar: Gegenüber den USA und nicht wenigen Ländern in Asien sind wir Europäer fatal ins Hintertreffen geraten. Wir können schlichtweg nicht mehr mithalten. Und einer der Hauptgründe ist: Wir müssen auf unserem Kontinent viel zu viel bezahlen für die Energie, die wir benötigen, um unsere Wirtschaft am Laufen zu halten.

Energiepreise wieder auf wettbewerbsfähiges Niveau senken

Nun ist zum Glück Einsicht der erste Schritt zur Lösung eines Problems. Deshalb habe ich mich auch sehr darüber gefreut, dass im Draghi-Bericht schwarz auf weiss zu lesen ist, wo es anzusetzen gilt. Interessanterweise gibt es zwischen der Energiewende und der allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit Europas zahlreiche Überschneidungen. Dass jetzt endlich alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Energiewende nicht mehr den Ideologen zu überlassen, sondern die Dinge mit einem pragmatischen Ansatz in die richtige Richtung voranzutreiben, begrüsse ich definitiv.

Noch sind wir viele Schritte davon entfernt, eine Lösung für die ganze Problematik zu haben. Was dabei aber eine entscheidende Rolle spielen dürfte, ist der Verzicht auf Technologie- und Denkverbote. Ebenso wichtig ist es aus meiner Sicht, diejenigen Technologien gezielt zu fördern, die dazu beitragen können, die Energiepreise wieder auf ein vertretbares und wettbewerbsfähiges Niveau zu senken. Wenn das alles so kommt wie erhofft, kann es im besten Fall dazu führen, dass Europa wieder mit den USA und den Asiaten auf Augenhöhe kommt.

In die richtigen Technologien investieren

Es liegt aber keinesfalls nur an Politik und Regulierung - im Gegenteil: Ich sehe einen Grossteil der Verantwortung bei uns, den Akteuren der europäischen Energiebranche. Wir müssen selbst unseren Teil dazu beitragen, dass die Preise wieder auf ein vertretbares Niveau herunterkommen. Dazu gehört, dass wir die sich bietenden Chancen im Rahmen der Energiewende beim Schopfe packen und in die richtigen Technologien investieren.

Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang sind Batteriespeicher: Diese Technologie ist sehr vielversprechend und wir haben 2024 international einen grossen Sprung gesehen, immer mehr Projekte werden in die Tat umgesetzt. Europa und die Schweiz kommen vom Reden ins Handeln und das ist gut so.

Bau eines Batteriespeichers in Neuenburg geplant

Wir bei der MET Group stehen dabei nicht zurück: Neben dem Kauf des französischen Batteriespeicher-Entwicklers Comax im November haben wir schon seit längerer Zeit Projekte in verschiedenen Ländern implementiert und werden 2025 auch den geplanten Bau eines Batteriespeichers im Kanton Neuenburg weiter vorantreiben.

Dieses jüngste Projekt reiht sich ein in unsere Pläne, in der Schweiz noch aktiver zu werden, was sich auch an unseren Aktivitäten für die Planung von Windparks im Kanton Wallis im Rahmen unserer 25-Prozent-Beteiligung bei Swiss Winds sehen lässt. Deshalb haben wir auch den Entscheid des Schweizer Stimmvolkes vom 9. Juni begrüsst, das Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien anzunehmen. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung - packen wir's an!